Rede der Innungsobermeisterin Ina E. Brosch
anlässlich der Freisprechungsfeier
für das Fotografenhandwerk in Unterfranken
am 28.07.2016 in Repperndorf
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
herzlich Willkommen bei der heutigen Freisprechungsfeier der Innung der Berufsfotografen für Unterfranken!
Liebe Jungfotografinnen und Jungfotografen,
Heute ist es Ihr besonderer Tag, denn ihre Ausbildung ist beendet und jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt!
Als Innungsobermeisterin spreche ich den 10 Auszubildenden die besten Glückwünsche zur bestandenen Gesellenprüfung aus.
Einen besonderen Gruß richte ich an die Eltern, Familienangehörigen und Freunde unserer Auszubildenden. Sie haben in den letzten 3 Jahren die Ausbildungsanstrengungen unterstützt und gefördert und können heute mit Recht stolz sein auf die erbrachten Leistungen ihrer Kinder und ihrer Angehörigen.
Vom Vorstand unserer Berufsfotografeninnung Unterfranken begrüße ich unseren Schriftführer Jürgen Besserer, unseren Kassenwart Fed Schwab und unsere Lehrlingswartin Judit Menth. Besonders freue ich mich auch unseren früheren langjährigen Lehrlingswart Eberhardt Welz heute zu sehen.
Vom Prüfungsausschuss begrüße ich den Vorsitzenden Herrn André Mischke, Frau Gottschall und Herrn Denninger.
Ein herzliches Grüß Gott sage ich unseren weiteren Lehrkräften aus der Berufsschule und zwar: den Herren Reuther und Dr. Cheaurè.
Einen besonderen Gruß und Dank richte ich an unsere Sponsoren, die uns wieder sehr hochwertige Preise zur Verfügung stellen und diese nachher persönlich überreichen. Dazu begrüße ich die Herren Bloch von der Firma Hensel Studiotechnik und Dürr von der Firma DGH aus Würzburg.
Beste Grüße zur bestandenen Prüfung darf ich von unserem weiteren Sponsor von der Firma Calumet aus Hamburg ausrichten.
Wir begrüßen sehr herzlich die Presse, Herrn Hess von der Mainpost.
Liebe Jungfotografinnen und Jungfotografen,
die Freisprechung ist ein wichtiges Ereignis für alle Beteiligten. Deshalb ist die feierliche Umrahmung ein Ausdruck der Anerkennung für Sie als Auszubildende und Auszubildender. Sie haben in beeindruckender Art und Weise gezeigt, was in Ihnen steckt. In Ihren Zeugnissen steht, was Sie gelernt haben und was Sie können.
Wolfgang Goethe formulierte im Jahre 1770 dies so:
„Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“
Mit dem Gesellenbrief haben Sie eine Eintrittskarte und zugleich ein Rüstzeug, mit dem Sie in ein erfolgreiches Berufsleben starten können. Der Gesellenbrief steht für ein intelligentes Verbundsystem von Wissen und Können, das weltweit seinesgleichen sucht. Aber trotzdem dürfen Sie sich auf Ihrem jetzigen Wissen nicht ausruhen, denn lebenslanges Lernen wird für Sie wichtig sein.
Das ist schon eine jahrtausendalte Erfahrung der Menschen, denn schon vor über 2.600 Jahren hat der altgriechische Gesetzeslehrer und Dichter Solon gesagt:
„Älter werde ich stets, niemals jedoch lerne ich aus“.
Neben all Ihren fachlichen Fertigkeiten bestätigen Ihnen Ihr Gesellenbrief und Ihr Zeugnis, dass Sie sich während der Ausbildung Schlüsselqualifikationen angeeignet haben, die in Zukunft vom Arbeitsmarkt verstärkt gefordert werden. Hierzu gehören ins Besondere: Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und Verhandlungsgeschick und jede Menge Kreativität! Gerade in der Berufsfotografie kann man ohne diese Tugenden wohl kaum bestehen. Auf der anderen Seite hat die Ausbildung in den Betrieben die traditionellen Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein vermittelt.
Liebe Jungfotografinnen und Jungfotografen, liebe Eltern,
Sie werden sich vielleicht Sorgen über die Zukunft machen und dies ist in der heutigen Zeit berechtigt. Wenn Sie sich an die letzten Jahre erinnern, gab es viele Krisen: Zum Beispiel mit den Finanzen in Spanien, Portugal und Griechenland und vielen anderen Ländern. Es gab bei uns die Bankenkrise, den Syrienkrieg und die Spannungen im nahen Osten, die Asylbewerber und derzeit die Bedrohung durch Bomben und Attentate. Aber das geht vorüber – und in Deutschland meist mit vernünftigen Lösungen. Gestatten Sie mir einige Aussichten in die Zukunft. Wie sieht diese Zukunft in Bayern und Deutschland in 20 Jahren, also im Jahr 2035 aus?
Unsere heutigen Auszubildenden haben Ihr Lebensalter dann ca. verdoppelt und stehen mitten im Beruf. Sie müssen mindestens weitere 25 Jahre arbeiten.
Die Gesamtbevölkerung hat dann um knapp 4 Millionen auf ca. 78 Millionen abgenommen. Trotz einer durchschnittlichen Zuwanderung von jährlich 200.000 Personen. Jedoch hat die Zahl der 20 – 65 jährigen Menschen um über 8 Millionen in dieser Altersgruppe abgenommen. Die Älteren werden somit ein immer größerer Teil dieser Berufswelt sein.
Wenn heute ein junger Mensch in Ihrem Alter in das Berufsleben einsteigt, verlassen zwei Personen zwischen 55 und 65 den aktiven Teil des Berufslebens.
Nur nebenbei bemerkt, in den Gebieten, aus denen unsere derzeitigen Asylbewerber stammen, drängen 5-7 junge Menschen im Alter von 15 – 25 Jahren in die Arbeitswelt und nur ein älterer Mensch zwischen 55 und 65 Jahren verlässt den Arbeitsmarkt. Das nennt man den demografischen Wandel und das hat ganz neue Probleme.
Die vielzitierte Studie „Arbeitswelt 2035“ der Bayerischen Arbeitgeberverbände vbw gibt ein eindeutig positives Ergebnis für die heutige Jugend, weil sie – ich will es einfach ausdrücken – weil diese Jugend dringend gebraucht wird. Und weil diese Jugend zu fast 90 % eine Ausbildung und über Können und mehr oder weniger Berufserfahrung verfügt.
In Bayern werden in wenigen Jahren ca. 400.000 und im Jahr 2035 sollen ca. 1 Millionen Fachkräfte gesucht werden. Als rohstoffarmes Land ist Bildung eine wichtige Ressource für Deutschland.
Seit einigen Jahren gibt es pro Jahr mehr Studienanfänger als neue Ausbildungsverträge.
Wenn ich zusammenfassen darf: Für die heutige Jugend sieht es – generell gesehen – gut aus, denn es werden Leute gebraucht.
Der Beruf des Berufsfotografen hat sich durch die digitale Welt völlig verändert. In der knapp 200 jährigen Geschichte der Fotografie war das Berufsbild des Fotografen stets einem starken Wandel durch technische Neuheiten unterworfen.
Gestatten Sie mir trotz all dieser Unwägbarkeiten einige Ratschläge an die Jungfotografinnen und Jungfotografen.
Berufsfotografie ist vielseitig einsetzbar – nutzen Sie diese erworbene Qualifikation und bauen Sie darauf auf.
Ich rate Ihnen davon ab, Wohnzimmerfotografie zu betreiben, damit meine ich eine kleine und kümmerliche Selbständigkeit bei der Sie mit Dumpingpreisen und Minimaltechnik sich über Jahrzehnte am Rande des Existenzminiums bewegen. Orientieren Sie sich besser an den großen Trends des nächsten Jahrzehnts. Diese Trends heißen: Industrie 4.0, Wirtschaft 4.0, Gesellschaft 4.0. Internationalisierung und Globalisierung.
Zum einen bedeutet diese Entwicklung, dass eine Verknüpfung sehr vieler Daten und Adressaten in unterschiedlicher Weise stattfindet. Diese Verknüpfungen werden zum anderen mit Sprache und vor allem mit Bildmaterial erklärt. Hier sehe ich ein ganz großes Feld für unsere fotografische Jugend. Ich nenne nur ein paar einfache Beispiele.
Konkret meine ich damit: Firmen müssen im Internet mit Bildern ihr Angebot aber auch ihr sonstiges Innen- und Außenleben darstellen – und das auch mit guten Bildern! Damit meine ich: Eine Fernwartung von Maschinen und Anlagen geht nicht ohne Bildmaterial und Filme.
Konkret meine ich auch: Das mediale Angebot mit Nachrichten und Informationen durch Zeitungen, Radio, Regionalfernsehen und div. sozialen Medien wird zusammen wachsen und sich vermischen. Das Schlagwort dazu heißt Crossmedia. Darunter versteht man die vielfältige Nutzung von Nachricht und Bild. Dazu braucht man gut ausgebildete Fotografinnen und Fotografen!
Liebe Jungfotografinnen und Jungfotografen,
gerade habe ich einige Zukunftsperspektiven beschrieben, die eintreffen können aber nicht müssen, so ist eben Zukunft. Aber Sie müssen sich persönlich wichtige Fragen stellen. Diese könnten lauten:
Wo liegt meine Zukunft?
Wo soll ich meine beruflichen Schwerpunkte setzen?
Was kann ich wo – wie – warum und wann erreichen?
Lassen Sie mich noch einen Mann zitieren, der sich viel zugetraut und viel erreicht hat. Es ist der deutsche Forscher, Alexander von Humboldt, er lebte von 1769 bis 1859, und stellte folgendes fest:
»Man kann viel, wenn man sich nur recht viel zutraut.«
An einem Tag wie heute kommen – ich nenne sie – „Zukunftsgedanken“. Wenn Sie solche „Zukunftsgedanken“ haben, so ist dies erst einmal ganz normal, richtig und wichtig. Lassen Sie erst alles auf sich wirken und nehmen Sie viele Anregungen mit. Suchen Sie Gespräche mit Leuten aus dem Fach und mit Absolventinnen und Absolventen aus früheren Jahren.
Irgendwann sollten Sie daraus ein Ziel formulieren und festlegen. Gehen Sie entschlossen und mit ganzer Überzeugung dieses Berufsziel an. Neueste Studien bestätigen, dass 80 % aller jungen Leute später im Zielgebiet ankommen, wo sie in früheren Jahren das Ziel gesetzt haben. Voraussetzung ist natürlich der Traum von diesem Ziel und der unnachgiebige Wille, dies zu erreichen!
Liebe Jungfotografinnen und liebe Jungfotografen,
ich ermuntere Sie, haben Sie Selbstvertrauen und gehen Sie mit Optimismus in die Zukunft. In diesem Sinne wünsche ich allen Auszubildenden des Jahrgangs 2016 für ihren weiteren beruflichen Lebensweg alles Gute, viel Erfolg und alles Glück dieser Erde!
Einen herzlichen Applaus für unsere Auszubildenden!
Sehr geehrte Damen und Herren,
bevor ich zur Freisprechung komme, gestatten Sie mir, dass ich unseren Ausbildungsbetrieben und Ausbildern sehr herzlich danke.
Liebe Kolleginnen und Kollegen im Namen der Innung und ganz persönlich danke ich Ihnen und euch, dass Sie und ihr den Auszubildenden die Möglichkeit gegeben haben, diesen Beruf zu erlernen und das Vertrauen geschenkt haben, ins Arbeitsleben starten zu können. Einen herzlichen Applaus für unsere Ausbilder!
Ich danke den Lehrerinnen und Lehrern
Liebe Frau Gottschall, Herr Denninger, Herr Ruderich,Herr Reuther und Herr Dr. Cheare, herzlichen Dank für Ihr Mitwirken bei der Prüfung und die gute Zusammenarbeit mit der Berufsschule und mit den Ausbildungsbetrieben.
Ich danke allen Organisatoren und Helfern für diesen heutigen Abend
Wir danken sehr herzlich Frau Maeder von der GWF und dem Partyservice Conrad für die Vorbereitungen und den reibungslosen Ablauf der heutigen Veranstaltung. Lieber Fred, Du hast die Finanzen fest im Griff. Ich bin sicher, dass uns dieser Abend noch lange in Erinnerung bleiben wird. Als Dank einen herzlichen Applaus!
Unser Dank gilt dem Prüfungsausschuss mit seinem Vorsitzenden André Mischke.
Lieber André, Du hast mit den Kolleginnen und Kollegen an vielen Tagen die Prüfung vorbereitet und diese durchgeführt. Dieses Einbeziehen der Praxis ist wichtig für die Fachkompetenz in unserem Beruf. Lieber Prüfungsausschuss die Innung bedankt sich herzlich mit einem Applaus bei Euch!
Nun darf ich den Prüfungsausschussvorsitzenden André Mischke bitten, über die Prüfung und die Ergebnisse zu berichten.
– Bericht von Mischke –
Vielen Dank lieber André für Deine Ausführungen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir kommen nun zur Freisprechung.
Liebe Jungfotografinnen und Jungfotografen,
die Freisprechung hat ihren Ursprung in der Freisprechung der Lehrlinge in den handwerklichen Zünften im ausgehenden Spätmittelalter und den folgenden Jahrhunderten. Dabei wurde der Lehrling von dem Meister losgesprochen. Mit der Freisprechung schied der Handwerker aus dem Familienverband des Meisters aus, in dessen Haus und persönlichem Umfeld er in der Lehrzeit lebte. Er wurde in das Gesellenbuch der Zunft eingetragen, das in der Zunftlade verwahrt wurde. Die Freisprechung wurde unter anderem mit der Freisageformel und mit einem Eid vorgenommen. Es folgte ein Mahl, das der neue Geselle zahlen musste.
Ganz so machen wir es heute bei unserer Innung nicht mehr – aber wir knüpfen an diese Tradition an … und im Übrigen übernimmt die Innung für die Auszubilden das Büffet. Durch die Freisprechung entbinde ich die bisherigen Auszubildenden kraft meiner Eigenschaft als Innungsobermeisterin für das Fotografenhandwerk in Unterfranken von all ihren Rechten und Pflichten aus ihrem Ausbildungsvertrag gegenüber ihrem Betrieb. Ab jetzt führen sie die Berufsbezeichnung Fotografin oder Fotograf. Mit der Freisprechung ist die Übergabe des Gesellenbriefes und des Abschlusszeugnisses der Berufsschule verbunden.
Ich werde nun mit der traditionellen Spruchformel des deutschen Handwerkes und der Nennung ihres Namens sie freisprechen. Sie lautet: „Ich spreche frei“.
Ich bitte jetzt alle 10 Auszubildenden in alphabetischer Reihenfolge nach vorne zu kommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Es ist nun schon zur festen Einrichtung geworden, dass wir unsere Prüfungsbesten ehren. Bei der Gesellenprüfung des Jahres 2016 wurden wieder sehr gute Prüfungsergebnisse erzielt:
Die beste Gesamtnote hatte Daniel Schwarz. Der Sachpreis wird von der Firma Hensel Würzburg gestiftet. Ich darf Herrn Bloch bitten den Preis zu überreichen.
Herzlichen Glückwunsch!
Für die beste fotografische Leistung (AfA + AfP ) erhält Adrian Tirlui den Sachpreis von der Firma DGH aus Würzburg.
Die beste Theorieprüfung hatte ebenfalls Daniel Schwarz abgelegt. Der Preis wurde von der Firma Hensel gestiftet.
Herzlichen Glückwunsch!
Das beste Berichtsheft hatte Carina Link. Der Sachpreis hierfür wird von der Firma Calumet aus Hamburg gestellt.
Herzlichen Glückwunsch!
Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
wir sind am Ende unserer Freisprechungsfeier angekommen und ich darf mich nochmals bei allen Beteiligten sehr herzlich für ihr Mitwirken und ihre Mithilfe bedanken. Ihnen allen sage ich herzlichen Dank für Ihr Kommen, denn Sie haben unseren Jungfotografinnen und Jungfotografen dadurch eine besondere Ehre erwiesen.
Der offizielle Teil ist hiermit beendet.